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Reuters

Nordrhein-Westfalen Gewaltige Explosion erschüttert Chemiepark Marl

In einem Chemiepark der Stadt Marl im Norden des Ruhrgebiets hat sich eine gewaltige Explosion ereignet. Enorme Rauchschwaden stiegen auf. Polizei und Feuerwehr sind mit Dutzenden Rettungskräften im Einsatz. Ein Mensch wird noch vermisst.

Hamburg - Eine gewaltige Explosion hat am Samstag einen Chemiepark in Marl im nördlichen Ruhrgebiet erschüttert. Nach Angaben der Feuerwehr gab es einen Schwerverletzten: Er erlitt schwere Brandverletzungen und wurde mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht. Ein weiterer Verletzter musste demnach ambulant behandelt werden.

Ein Mensch wird nach übereinstimmenden Angaben der Feuerwehr und des Chemiepark-Betreibers, dem Unternehmen Infracor, weiterhin vermisst. Zwei der zuvor drei Vermissten seien zur Zeit des Unfalls zu Hause gewesen.

Vermutlich sei ein Kessel explodiert und habe eine 100 Meter hohe Stichflamme verursacht, sagte ein Sprecher der Polizei. In dem Kessel hätten sich organische Stoffe befunden. Nach Angaben von Infracor handelt es sich um eine Anlage zur Verarbeitung von CDT - einem Rohstoff, der zur Herstellung diverser Kunststoffe benötigt wird.

Zum Zeitpunkt des Unglücks hätten zehn bis 15 Menschen an der Anlage gearbeitet, sagte Klaus-Dieter Juszak, beim Betreiber Infracor zuständig für das Standortmanagement. Er sagte zudem, es habe keine Explosion gegeben, sondern nur einen Brand. Die Feuerwehr hielt jedoch auf Nachfrage von SPIEGEL ONLINE an ihrer Darstellung fest: Es habe eine Explosion gegeben.

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Nordrhein-Westfalen: Chemiepark unter Rauchschwaden

Foto: Phil Griffin/ dpa

Die Unglücksursache war zunächst unklar. Die Feuerwehr hat das Feuer mittlerweile unter Kontrolle. Die Löscharbeiten dauerten aber am späten Nachmittag noch an. Der Brand ließ sich den Angaben des Chemieparks zufolge nicht mit Wasser löschen, sondern nur mit Schaum. Fünf Löschzüge mit rund hundert Feuerwehrleuten waren im Einsatz.

Augenzeugen verbreiteten vor allem über den Kurznachrichtendienst Twitter erste Videos und Bilder von tiefdunklen Rauchwolken, auf einem Foto sind meterhohe Flammen zu sehen. "Eine beängstigend schwarze Wolke war das", schrieb ein Anwohner im Internetauftritt der "Marler Zeitung".

Ersten Angaben, wonach eine Gaswolke freigesetzt worden sei, widersprach der Polizeisprecher. Tatsächlich handele es sich um Rauchwolken. Diese bewegen sich allerdings gen Süden, in Richtung der Stadt. Im Internet veröffentlichte Videos zeigen, wie der Rauch über Wohngebiete zieht. Anwohner wurden aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Nach Polizeiangaben haben erste Messungen des Umweltamts keine umweltgefährdenden Werte ergeben. Es habe "zu keiner Zeit Gefahr für die Bevölkerung bestanden". Bis etwa 16 Uhr hatten sich die Rauchwolken laut Polizei aufgelöst.

Infracor schreibt auf seiner Internetseite, neben dem Spezialchemiekonzern Evonik und seinen Tochtergesellschaften seien 15 weitere Unternehmen in dem Industriegebiet angesiedelt.

bim/dpa/dapd