Panorama

Explosion in Chemiewerk "Ein Reaktor hat durchgezündet"

Rettungskräfte vor dem Gelände der mittelständischen Chemiefabrik in Alt-Neundorf:

Rettungskräfte vor dem Gelände der mittelständischen Chemiefabrik in Alt-Neundorf:

(Foto: picture alliance / dpa)

In einer mittelständischen Chemiefabrik in der Nähe des sächsischen Pirna kommt es zu einer folgenschweren Katastrophe: Eine gewaltige Detonation erschüttert Alt-Neundorf. Polizei und Feuerwehr sind bis tief in der Nacht im Einsatz.

Bei einer Explosion in einer Chemiefabrik in der Ortschaft Alt-Neundorf bei Pirna in Sachsen ist nach Angaben der Polizei ein Mensch ums Leben gekommen. Vier weitere Arbeiter erlitten nach Angaben der Rettungskräfte Brandverletzungen und Knochenbrüche. Nach der Explosion brach ein Feuer aus. Die Löscharbeiten dauerten am späten Abend noch an.

Eine "gewaltige Detonation" habe den abgeschieden gelegenen Ort gegen 17.20 Uhr erschüttert, berichteten Anwohner. Ein Feuerball sei aufgestiegen und habe den Abendhimmel für kurze Zeit hellrot erleuchtet. Im Ort hieß es, in einer Produktionshalle nahe der Ortsverbindungstraße sei ein Kessel in die Luft geflogen. Dabei sei hoher Sachschaden entstanden. Teile des Dachstuhles lagen nach der Explosion verstreut auf der Straße.

Die Unglücksursache war zunächst vollkommen offen. Betriebsleiter Joachim Seifert sagte am späten Montagabend vor Ort, es sei ihm vollkommen unklar, wie es dazu kommen konnte. "Ein Reaktor für chemische Produkte hat durchgezündet - warum auch immer." In dem betroffenen Produktionsgebäude, das in einem Wohngebiet steht, wurde seinen Angaben zufolge zu Wochenbeginn erstmals größere Mengen eines Flammschutzmittel für Textilien hergestellt. Die Explosion könnte mit einem der dabei verwendeten Kessel in der Produktionshalle im Zusammenhang stehen.

Schock am Montagabend

Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich etwa 30 Firmenmitarbeiter im Gebäude, sagte ein Sprecher der Stadt Pirna. Nach Feuerwehrangaben wurde die Fassade des Fabrikgebäudes zerstört. Weitere Wohnhäuser in der Nähe wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die Druckwelle ließ Türen und Fenster benachbarter Anwesen bersten. Wegen austretender Lösungsmittel evakuierten die Rettungskräfte Anwohner von rund 20 Häusern im Umkreis von etwa 100 Metern rund um die Firma.

Die Wucht der Explosion habe massive Schäden angerichtet, bestätigte die Polizei mit. Zeitweise waren mehr als 200 Retter und Polizeibeamte vor Ort. Für den Großeinsatz seien auch Feuerwehren aus der Region angefordert worden, ebenso Helfer des Deutschen Roten Kreuzes. Ein Sprecher der Stadt Pirna rief Bewohner außerhalb des gesperrten Bereichs dazu auf, vorsorglich Fenster und Türen geschlossen zu halten.

In der Chemiefabrik sind nach Angaben der Stadt insgesamt etwa 120 Mitarbeiter beschäftigt. Nach Unternehmensangaben werden hier unter anderem Chemikalien zur Textilveredelung und Papierbehandlung hergestellt. Diese können beispielsweise dazu verwendet werden, Papier mit einer fettabweisenden Oberfläche zu beschichten.

Auf dem Gelände befinden sich mehrere Gebäude. Dort wurden schon zu DDR-Zeiten Chemikalien produziert. Das betroffene Gebäude sei aber neuerer Bauart gewesen, betonte Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (parteilos). Die Sicherheit in der Firma sei immer auf einem hohen Stand gewesen, darauf habe die Stadtverwaltung sehr geachtet.

Quelle: ntv.de, mmo/bdk/dpa

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