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24.04.2016

Dachstuhlbrand in der Altstadt: Mehrere Menschen gerettet (24.04.2016)

Einsatzstichwort: Feuer Dachstuhl (1. Nachalarm)
Einsatzmeldung: -
Einsatzort: Halbmondstraße, Holzminden
Alarmierte Schleifen: Großschleife Holzminden, Großschleife Mühlenberg, Großschleife Bevern, Großschleife Silberborn, Großschleife Neuhaus
Fahrzeuge: LF 20/16, DLK 23/12, ELW 1, HLF 20/16, TLF 24/50, LF 16-TS, SW 1000, RW, TSF, WLF m. AB-Sondergeräte, AB-Aufenthalt, AB-Mulde, MTW m. FwA-Transport, MTW, MTW-EL, KdoW (Holzminden); DLA (K) 23/12, TLF 3000 (Höxter); ELW 1, TLF 16/25, HLF 20, MTW (Bevern); LF 8/6, MTW (Silberborn); LF 8, MTW (Neuhaus); Fahrzeuge FTZ und Versorgungskomponente LK Hol
Eingesetzte Kräfte: 73 (Holzminden), 6 (Höxter), 27 (Bevern), 11 (Silberborn), 9 (Neuhaus)
Alarmzeit: 4:28 Uhr

Bericht:
Zu einem Dachstuhlbrand in einem Wohn- und Geschäftsgebäude in der Holzmindener Altstadt musste die Feuerwehr Holzminden in der Nacht zu Sonntag ausrücken. Drei Personen wurden durch die Feuerwehr mit der Drehleiter gerettet, weitere über das Treppenhaus. Drei Personen wurden vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht, bei ihnen hatte der Notarzt Rauchgasvergiftungen festgestellt. Der Einsatz an dem extrem verwinkelten Objekt dauerte rund zehn Stunden.

Um 4:28 Uhr am frühen Sonntagmorgen wurden die Einsatzkräfte per Meldeempfänger mit dem Stichwort "Dachstuhlbrand" in die Halbmondstraße alarmiert. Aufgrund des Alarmstichwortes wurde bereits im Erstalarm Vollalarm für beide Züge der Ortsfeuerwehr Holzminden sowie für die Ortsfeuerwehr Mühlenberg gegeben. Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte war Rauch im Dachbereich feststellbar. Sechs Bewohner waren noch im Haus. Drei Personen wurden mit der Drehleiter gerettet, die weiteren durch Atemschutztrupps und die Polizei über das Treppenhaus in Sicherheit gebracht. Alle wurden vom Notarzt untersucht. Auch einen Hund konnten die Einsatzkräfte retten.

Parallel zur Menschenrettung über die Drehleiter gingen zwei Atemschutztrupps vom LF 20 in das Gebäude vor. Schwierig gestaltete sich die Suche nach dem eigentlichen Brandherd. Auf der Suche nach dem Brandherd und zur Kontrolle auf evtl. im Gebäude zurückgebliebene Personen mussten etliche Türen gewaltsam geöffnet werden. Der Zugang konnte schließlich durch einen unterirdischen Tunnel und einen anschließenden Innenhof ausgemacht werden.

Wie sich herausstellte standen zwei Räume und der Dachstuhl in Vollbrand, das Feuer breitete sich über die Decken und Wände weiter aus. Aufgrund der Lage in der sensiblen Holzmindener Altstadt wurde 18 Minuten nach dem ersten Alarm der 1. Nachalarm ausgelöst und damit die Drehleiter aus dem benachbarten Höxter sowie die Ortsfeuerwehr Bevern zur Einsatzstelle alarmiert. Zusätzlich wurde auch die Ortsfeuerwehr Silberborn als weitere Atemschutzreserve angefordert.

Die Löscharbeiten wurden mit mehreren C-, zwei B- und zwei Wenderohren über Drehleitern durchgeführt. Es kamen zahlreiche Atemschutztrupps im Innenangriff zum Einsatz, um mit einer Riegelstellung im Gebäude die weitere Brandausbreitung zu verhindern. Mit dem schnellen und massiven Wassereinsatz wurde gewährleistet dass ein Innenangriff im Dachgeschoss möglich blieb. Ein vollständig offener Vollbrand hätte mehrere angrenzende Dachstühle akut und unmittelbar gefährdet.
Da sich das Feuer durch Holzbalken in das Nachbarhaus ausbreitete, musste auch von dort ein Löschangriff unter Atemschutz eingeleitet werden.

Für die Löschwasserversorgung wurde wegen des bekannten unzureichenden Hydrantennetzes der Altstadt das LF 16-TS noch auf Anfahrt an die gut 300 Meter entfernte Weser beordert. Mit einer doppelten B-Leitung, verlegt mit der Schlauchhaspel und dem SW 1000, wurden die Pumpen zur Versorgung der Drehleitern eingespeist. Weiterhin wurden zwei Überflurhydranten im Bereich Halbmondstraße angezapft. Je eine Drehleiter wurde im Einsatzverlauf von der Straßenseite und vom Innenhof eines benachbarten Gebäudes her eingesetzt. Der Bereitstellungsraum für die nachrückenden Einheiten wurde am Amtsgericht eingerichtet und vom ELW 1 der Feuerwehr Bevern geführt.

Die Kräfte des Rettungsdienstes waren mit Stichwort "Massenanfall an Verletzten - Stufe 1" (ManV 1) vor Ort, insgesamt waren 18 Personen (Hausbewohner und Nachbarn) betroffen. Eine Verletztensammelstelle wurde mittels Schnelleinsatzzelt in der Niederen Straße eingerichtet, wo auch der Bereitstellungsraum für den Rettungsdienst festgelegt worden war. Zahlreiche Rettungwagen und weitere Rettungsdienstfahrzeuge waren vor Ort. Die unverletzten Betroffenen wurden im Gemeindehaus der Lutherkirche betreut. Eine Notfallseelsorgerin stand zur Verfügung. Ebenfalls wurde im Gemeindehaus eine Verpflegungsstelle für die Einsatzkräfte durch die Versorgungskomponente der Kreisfeuerwehr eingerichtet.

Die zuständigen Versorgungsunternehmen trennten das Gebäude vom Gas-, Wasser- und Stromnetz.

Am Morgen gegen acht Uhr war das Feuer unter Kontrolle gebracht, die verwinkelte und verschachtelte Altstadtbauweise mit teilweise über mehrere Ebenen führenden Zugängen und miteinander verbundenen Gebäuden forderte die Einsatzkräfte jedoch weiterhin sehr. Immer wieder flammten Glutnester auf, umfangreich und kräftezehrend musste unter Atemschutz an vielen Stellen die innenliegende Verkleidung des Fachwerkgebäudes geöffnet werden.

Im Einsatzverlauf wurde auch die Ortsfeuerwehr Neuhaus zur Stellung von Atemschutzgeräteträgern alarmiert, nachdem die Ortsfeuerwehr Silberborn wieder die Absicherung für die Sollingortschaften übernommen hatte. Zudem wurden weitere Atemschutzgeräteträger der Ortsfeuerwehr Bevern nachalarmiert. Für den Fall eines weiteren Bedarfs an Atemschutzgeräteträgern wurde der Zugführer des 4. Zuges (Werkfeuerwehren) der Feuerwehr Holzminden alarmiert. Weitere Kräfte der Werkfeuerwehren mussten jedoch nicht mehr alarmiert werden.

Mit Handwerkzeugen, Rettungssägen und unter Zuhilfenahme zweier LKW-Rettungsplattformen wurden die Nachlösch- und Ausräumarbeiten durchgeführt. Erschwert wurden die Arbeiten durch große Mengen gelagerten Sperrmülls im Dachgeschoss.

Mithilfe eines Krans und einer angehängten Container-Mulde wurde das umfangreiche Brandgut ausgeräumt. Die Feuerwehr führte dazu einen Radlader und zwei Abrollmulden nach. Insgesamt waren im Einsatzverlauf 22 Trupps unter Atemschutz im Einsatz.

An der Einsatzstelle waren weiterhin Ordnungs- und Bauamt, ein THW-Fachberater, der Kreisbrandmeister mit zwei Stellvertretern und die Vorsitzende des städtischen Ausschusses für Feuerwehr und allgemeine Ordnung vertreten. Die Polizei hat Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Insgesamt waren rund 165 Einsatzkräfte vor Ort, davon seitens der Feuerwehr Einheiten in Stärke von vier Löschzügen.

Gegen 14 Uhr konnten die letzten Feuerwehrkräfte die Einsatzstelle verlassen.

Nach einer Brandnachschau am späten Nachmittag war der Einsatz für die Feuerwehr beendet.

Fotos: M. Stahlmann/Feuerwehr/K. Reim/L. Schrader/J. Drescher/J. Kumlehn

Kategorie: Einsätze-Fw-Holzminden, Einsätze-Fw-Mühlenberg, Einsätze-Fw-Silberborn, Einsätze-Fw-Neuhaus
Von: J. Schwingel