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22.07.2016 20:58

Leuchtenberg OT Kainzmühle Kainzmühlstausee bei Vohenstrauß Neustadt an der Waldnaab

Bayern

Jugendliche kentern mit Boot auf Stausee - 14jährigevermisst - erst nach 45 Std. traurige Gewissheit

Am Freitag Abend wurden um 20.58 Uhr die Feuerwehren Vohenstrauß, Böhmischbruck und Kleinschwand mit dem Stichwort "Person im Wasser" alarmiert. Mehrere Personen sollten mit einem Boot auf dem Pfreimd-Stausee an der Kainzmühl-Talsperre gekentert sein, eine von ihnen hätte das Ufer nicht erreicht. Die Feuerwehr Vohenstrauß rückte daraufhin mit KdoW, ELW, RW2 und DL30 aus. Beim Eintreffen stellte sich die Lage sehr dramatisch dar: 5 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren waren mit einem Ruderboot etwa 50 m vom Ufer entfernt gekentert, vier der fünf erreichten schwimmend das rettende Ufer, ein 14jähriges Mädchen, das zunächst ebenfalls mit zurückschwamm, war verschwunden und erreichte das Ufer nicht. Die Unglücksstelle lag etwa 200 m flußaufwärts der einzigen Zugangsstelle zum Wasser und etwa 250 m oberhalb der Staumauer. 

Nach Eintreffen brachten die Feuerwehren Vohenstrauß und Böhmischbruck sofort ihre Schlauchboote zu Wasser, paddelten zur Unglücksstelle und begannen mit der Suche. Auf dem schmalen Uferpfad machten sich weitere Feuerwehrangehörige auf den Weg und suchten das Ufer und den ufernahen Bereich des Sees ab. Von den Vohenstraußer Feuerwehrleuten wurde eine Ausleuchtung der einzigen Zugangsstelle zum See und des steilen Waldwegs dorthin aufgebaut, der RW der FF Vohenstrauß übernahm die Ausleuchtung des kleinen Platzes oberhalb, an dem nach und nach immer mehr Wasserwachtfahrzeuge aus dem gesamten BRK-Kreisverband Weiden - Neustadt an der Waldnaab mit ihren Booten eintrafen. Vohenstraußer und Kleinschwander Feuerwehrleute halfen beim Rangieren der Bootstrailer, beim Abladen und beim Tragen der Boote und der Ausrüstung zum Wasser. Die Bergwacht des BRK-Kreisverbandes transportierte die Motorboote mit einem schweren Quad zur Zugangsstelle. Die freien Kameraden der FF Böhmischbruck beteiligten sich mit ihrem LF 8 an der Ausleuchtung und der Beobachtung der Wasseroberfläche vor der Staumauer, die vom THW Weiden und der nachalarmierten Feuerwehr Störnstein mit ihrer Lichtgiraffe eingerichtet wurde. Außerdem wurden bereits erste Taucher eingesetzt.

Ein Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera stand aufgrund der Amoklage in München am selben Abend nicht zur Verfügung. Gegen 23 Uhr wurden die Feuerwehren der nahegelegenen Orte Großenschwand und Tännesberg alarmiert, um die ab 23.30 Uhr eintreffende Wasserwachtfahrzeuge aus dem Landkreis Schwandorf zu der nur über eine schmale Straße erreichbaren Einsatzstelle zu lotsen. Ab Mitternacht bauten Betreuungsgruppen des Roten Kreuzes eine Verpflegungsstelle für die Einsatzkräfte auf. Rund 150 Einsatzkräfte von Feuerwehren, Wasserwacht, BRK, THW und Kriseninterventionsteams waren in dieser Nacht im Einsatz.

Erst um 4 Uhr wurde die intensive Suche ergebnislos abgebrochen, die letzten Fahrzeuge der FF Vohenstrauß waren erst gegen 5 Uhr wieder im Gerätehaus.

Bereits ab 8 Uhr am Samstagmorgen wurde die Suche durch Wasserwachtgruppen aus den Landkreisen Cham, Amberg-Sulzbach, Tirschenreuth, Schwandorf sowie vom Kreisverband Weiden - Neustadt/WN, sowie DLRG-Gruppen aus Amberg und Cham fortgesetzt.  Hierzu wurden auch mehrere Feuerwehren aus der näheren Umgebung des Stausees alarmiert. Auch ein Polizeihubschrauber kam dabei zum Einsatz, ebenso Suchhunde.  Da diese Suche zunächst ergebnislos verlief, wurde durch den Kraftwerksbetreiber der Wasserspiegel des Stausees um 2 Meter abgesenkt. Ab 20 Uhr konnten dann auch wieder Taucher von Wasserwacht und DLRG ins Wasser, die bis in die Nacht weitersuchten. Erschwert wurde die Suche durch starken Bewuchs unter Wasser.  Am späten Abend musste die Suche abermals ergebnislos eingestellt werden. Rund 80 Einsatzkräfte waren am Samstag vor Ort.

Die FF Vohenstrauß wurde noch einmal am Samstag Abend um 18.41 Uhr zum Transport von Ausrüstungsmaterial alarmiert und rückte mit ihrem V-LKW aus, ebenso am Sonntag um 15.29 Uhr.

Ab Sonntag morgen wurde die Suche durch Boote und Taucher, sowie Suchhunde und erneut einem Polizeihubschrauber fortgesetzt. Eine Tauchergruppe der Bereitschaftspolizei beteiligte sich ab dem Vormittag. Polizeitaucher fanden dann am späten Sonntag Nachmittag, gegen 17.10 Uhr, rund 45 Stunden nach dem Unglück, das vermisste 14jährige Mädchen tot ungefähr 30 m vom Ufer entfernt, in einer Tiefe von 5 m, im näheren Bereich der Unglücksstelle.

Insgesamt waren mehr als 250 weit überwiegend ehrenamtliche Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehren, THW, BRK, Wasserwacht, Bergwacht, DLRG und Krisenintervention im Einsatz. Die Einsatzkräfte aller Organisationen gingen den Beamten der Polizeiinspektion Vohenstrauß zufolge während des Einsatzes zum Teil bis an die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit. "Das Auffinden des toten Mädchens beendete einen dreitägigen Einsatz zwischen Hoffen und Bangen für alle Beteiligten und brachte traurige Gewissheit", berichtet ein Polizeisprecher.

Weitere Informationen bei onetz.de, sowie über den Stausee bei Wikipedia, "Kainzmühlsperre".

Gerhard Stahl, FF Vohenstrauß


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