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21.05.2012 15:00

Hannover Uni

Niedersachsen

Chemieunfall an der Uni

Gegen 15:00 Uhr kam es bei dem Versuch Oxalylfluorid in einen neuen Stoff umzuwandeln, in einem Labor des Chemischen Instituts der Leibniz Universität Hannover, Callinstraße 9, nach dem Zerknall eines Glaskolbens zum Austritt dieses giftigen Gases. Der Stoff bildet im weiteren Verlauf in Verbindung mit der Luftfeuchtigkeit Flusssäure (Fluorwasserstoff), welche wiederum sehr stark ätzend und zudem giftig ist. Zum Zeitpunkt des Unfalles hielten sich eine 23-jährige Studentin sowie fünf Studenten im Alter zwischen 24 und 30 Jahren in dem betroffenen Labor auf. Alle trugen die entsprechende Schutzkleidung und konnten sich unmittelbar ins Freie retten. Sie begaben sich noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr selbständig prophylaktisch in das Nordstadtkrankenhaus, wo sie derzeit noch untersucht werden. Im Laboratorium konnten durch einen Trupp unter Chemikalienschutzanzug an dem Abzug, unter welchem der fehlgeschlagene Versuch durchgeführt worden war, geringe Mengen Fluorwasserstoff nachgewiesen werden. Die Konzentration lag dabei weit unter dem Arbeitsplatzgrenzwert (erlaubte Konzentration, unter welcher sich Beschäftigte acht Stunden am Tag ohne gesundheitliche Gefährdung aufhalten können). Eine Gefährdung weiterer Personen konnte ausgeschlossen werden, da die Ausbreitung der Stoffe auf den Raum begrenzt war und in diesem durch die Abzugsanlagen ein permanenter Unterdruck herrscht. Die Universität räumte den betroffenen Labortrakt zudem umgehend.

Bei dem Versuch Oxalylfluorid in einen neuen Stoff umzuwandeln, kam es trotz massiver Kühlung des gläsernen Versuchsbehältnisses zu einer derart heftigen Wärmeentwicklung, dass dieses zersprang. Das dabei freigesetzte giftige Gas bildet mit der Luftfeuchtigkeit Flusssäure. Die Universität rief deshalb die Feuerwehr zur Hilfe, da diese über die notwendige Messtechnik sowie Schutzausrüstung verfügt.

Ein Trupp der Feuerwehr ging unter Chemikalienschutzanzug in das Labor vor. Messungen mit entsprechenden Prüfröhrchen ergaben eine geringe Konzentration von Fluorwasserstoff (weit unter dem Arbeitsplatzgrenzwert) direkt an dem Abzug, an welchem der Glaskolben zersprungen war. In anderen Teilen des Labors konnte keine Flusssäure nachgewiesen werden.

Nach Absprache mit den Spezialisten der Universität brachte ein zweiter Trupp unter Chemikalienschutzanzug dann eine Calciumchloridlösung in dem betroffenen Raum aus, um so eventuell vorhandene Oxalylfluorid- und Fluorwasserstoffreste in ungefährliche Salze umzuwandeln. Eine endgültige Reinigung des Labors wird am morgigen Tag durch Fachkräfte der Universität durchgeführt.

Die sechs Personen, welche sich zum Zeitpunkt des Unfalles im Labor aufhielten, hatten sich nach dem Ereignis unmittelbar ins Freie gerettet und im weiteren Verlauf selbständig vorsorglich in das Nordstadtkrankenhaus begeben. Derzeit sind die Untersuchungen dort noch nicht abgeschlossen. Sie erlitten keine äußerlichen Verletzungen. Nach aktuellen Erkenntnissen verbleiben alle zur Beobachtung in umliegenden Krankenhäusern.

Der übrige Labortrakt, in dem sich weitere 15 Personen befanden, wurde durch das Personal der Universität umgehend geräumt. Eine Ausbreitung der Gefahrstoffe in andere Gebäudeteile wurde durch die im Labor laufenden Abzugsanlagen und den damit dort herrschenden Unterdruck verhindert. Die Sicherheitstechnik des Labors hat somit ihren Zweck erfüllt.

Die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Institutes für anorganische Chemie war vorbildlich.


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