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23.07.2015 01:12

Frielendorf Leimsfeld Schwalm-Eder-Kreis

Hessen

Lkw-Unfall: Aufwendige Rettung bei strömenden Regen

Als Frielendorfs Gemeindebrandinspektor Norbert Mühling am 23. Juni um 01.12 Uhr von seinem Funkmeldeempfänger aus dem Schlaf gerissen wird, ahnt er noch nicht, dass ihm ein in der Geschichte der Feuerwehr Frielendorf außergewöhnlicher Einsatz bevorsteht. „Ortsdurchfahrt Leimsfeld. Person eingeklemmt nach Lkw Unfall“, so die Meldung der Leitstelle Schwalm-Eder.

„Ich dachte zunächst an einen Unfall zwischen einem Lkw und einem Pkw. Schon öfter kam es in der Ortsdurchfahrt von Leimsfeld zu Unfällen, wenn mal wieder jemand die Lichtzeichen der Ampel nicht beachtet hat“, schildert Mühling seine ersten Gedanken.

Doch diesmal ist es anders. Der Frielendorfer Ortsteil wird quasi von der Bundesstraße 254 geteilt. Bei strömenden Regen kracht auf Höhe der innerorts liegenden Ampelkreuzung ein Gliederzug ungebremst auf einen Sattelzug. Durch die Wucht des Aufpralls wird das vordere Fahrzeug mehrere Meter nach vorne geschoben, beide Laster verkeilen sich regelrecht ineinander. Der Fahrer des Gliederzugs wird eingeklemmt, der Fahrer des Sattelzugs erleidet einen Schock.

Gleichzeitig mit der zuständigen Orsteilwehr Leimsfeld machen sich Einsatzkräfte aus Frielendorf und Obergrenzebach auf den Weg zur Unfallstelle. Mit ihren Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeugen (HLF) bilden die beiden Feuerwehren den Rüstzug der Gemeinde Frielendorf.

„Bei meiner Ankunft stand der Rettungsdienst auf den schmalen Trittbrettern des verunfallten Sattelzugs und versuchte an den eingeklemmten Fahrer heranzukommen. Als Erstmaßnahme haben wir dann für die Kollegen zunächst die Rettungsplattform aufgebaut“, berichtet der Gemeindebrandinspektor.

Schnell kommen Einsatzleiter Norbert Mühling und sein Führungsteam zu dem Entschluss mit dem Rüstwagen aus Homberg weitere Einsatzkräfte anzufordern. „Die Kameraden aus der Kreisstadt betreuen mit ihrer Feuerwehr einen Abschnitt der A 7. Die haben für solche Lagen die Erfahrung und wir benötigten auch noch eine weitere Winde“, erklärt Mühling seine Entscheidung.

Nachdem die beiden Lkw mithilfe der Winden des Homberger Rüstwagens und des Obergrenzebacher HLF gesichert waren, klettert die junge Notärztin über das Sonnendach des Lasters zum eingeklemmten Fahrer. Hierbei wird sie vom Gruppenführer des HLF Frielendorf begleitet, um die Lage aus Feuerwehrsicht besser einschätzen zu können.

Dann heißt es für die Einsatzkräfte der Feuerwehr erst einmal warten. „Lokalpresse und Online-Medien haben geschrieben wir hätten 90 Minuten für die Rettung gebraucht, das ist so nicht richtig. Der Patient musste ja erst einmal stabilisiert werden“, sagt der stellvertretende Gemeindebrandinspektor Michael Bühn.

Als die Notärztin den Fahrer so weit im Griff hat, gibt sie den Feuerwehrleuten das Startsignal für die technische Rettung. Mithilfe der Winde des Obergrenzebacher HLFs versuchen sich die Einsatzkräfte etwas Luft zu verschaffen, um Ansatzpunkte für die hydraulischen Zylinder zu finden. Trotz des Einsatzes einer losen Rolle rühren sich die beiden Laster aber nicht vom Fleck.
Zusehends verschlechtert sich der Zustand des eingeklemmten Fahrers. „Als die Notärztin sagte: Jetzt wird es langsam Zeit, haben wir zu unserem Alternativplan gegriffen und der hat dann glücklicherweise funktioniert“, schildert Gemeindebrandinspektor Mühling die dramatische Situation.

Ein Berufskraftfahrer der Feuerwehr setzt sich in den vorderen Sattelzug, startetet den Motor und lässt gefühlvoll die Kupplung kommen. Mit einem Ruck lösen sich die Fahrzeuge voneinander, der Weg für die Feuerwehr ist frei. Der Rest ist Routine: Mit der Winde des HLF wird die Lenksäule des Lkw vorgezogen, dann verschaffen sich die Einsatzkräfte mithilfe hydraulischer Zylinder und dem Einsatz des hydraulischen Rettungsgeräts eine großzügige Rettungsöffnung.

Aufgrund der kräftigen Statur des Lkw-Fahrers müssen acht Feuerwehrleute dem Rettungsdienst beim Tragen helfen. Mit schweren, aber nicht lebensbedrohlichen Verletzungen wird der Fahrer in das Universitätsklinikum nach Marburg eingeliefert.

Um ausgelaufenes Öl aufzunehmen, lässt die Einsatzleitung in Rücksprache mit der Polizei nach der Rettung des Fahrers noch die Feuerwehr Großropperhausen nachalarmieren. „Die Kameraden aus Großropperhausen sind unsere Gefahrgutspezialisten und verfügen auf ihrem kleinem Logistiker unter anderem über Bioversal“, erklärt Michael Bühn.

Gemeindebrandinspektor Norbert Mühling zeigt sich mit dem Ablauf des sechsstündigen Einsatzes im Großen und Ganzen zufrieden: „Die von uns in der Vergangenheit entwickelten Konzepte wie „Rüstzug“ und „Zugführer von Dienst“ haben sich bewährt. Auch die Beschaffungen der vergangenen Jahre haben sich als richtig erwiesen.“

Schöne Geste: Wenige Tage nach dem Unfall bedankt sich die Schwester des verunfallten Lkw-Fahrers bei den Frielendorfer Einsatzkräften via Facebook im Namen der gesamten Familie für die geleistete Hilfe.

 

Feuerwehr Frielendorf

- Einsatzleitwagen 1 (ELW 1)
- Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug 20/16 (HLF 20/16)
- Mannschaftstransportfahrzeug (MTF)

Feuerwehr Großropperhausen

- Mannschaftstransportfahrzeug (MTF)
- Staffellöschfahrzeug 10/6 (StLF 10/6)

Feuerwehr Leimsfeld

- Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF)

Feuerwehr Obergrenzebach

- Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug 20/16 (HLF 20/16)
- Mannschaftstransportfahrzeug (MTF-L)

Gemeindebrandinspektoren

- GBI Norbert Mühling (PKW)
- Stellv. GBI Markus Schmerer (PKW)
- Stellv. GBI Michael Bühn (PKW)


Zugführer vom Dienst (ZvD)

- Andre Kalb (mit Privat-PKW)

Feuerwehr Homberg

- Rüstwagen 2 (RW 2)

Rettungsdienst

- 1 Notarzteinsatzfahrzeug
- 2 Rettungswagen

Polizei

- 1 Funkstreifenwagen

Eingesetzte Kräfte: 53 Feuerwehr, 6 Rettungsdienst, 2 Polizei

Freiwillige Feuerwehr Frielendorf

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