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14.10.2006 19:44

Kalbe

Niedersachsen

Reetdachhaus durch Feuer zerstört – 200 Einsatzkräfte im Einsatz

Schwierige Löscharbeiten ziehen sich über mehrere Stunden hin – Hoher Sachschaden

Mehr als 200 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei mit über 26 Fahrzeugen, ein massiver Wassereinsatz über mehrere Stunden, ein durch Feuer zerstörtes Reetdachhaus sowie ein Sachschaden in Höhe von mehreren hunderttausend Euro, dass ist die Bilanz eines Großeinsatzes am vergangenen Samstagabend in der Kalber Dorfstrasse, bei dem zum Glück niemand verletzt wurde.

Großalarm um 19:44 Uhr in der Samtgemeinde Sittensen. Fünf Ortsfeuerwehren aus Sittensen, Tiste, Kalbe, Lengenbostel und Freetz werden von der Rettungsleitstelle Zeven zu einem Brand eines Reetdachhauses in die Dorfstrasse nach Kalbe alarmiert. Dahin zu kommen Einsatzkräfte der Feuerwehr Zeven, des Gerätewagen-Atemschutzes des Landkreises, Gemeindebrandmeister Arnold Hoppe aus Sittensen, Kreispressewart Marcel Will aus Groß Meckelsen, die Besatzungen der Rettungswagen aus Sittensen und Zeven, der leitende Notarzt Dr. Heiko William aus Sittensen, sowie Polizeikräfte aus Sittensen, Zeven und Rotenburg.
Bei Eintreffen der ersten Feuerwehren schlugen bereits Flammen aus dem gerade erst vor kurzem komplett fertiggestelltem Reetdachhaus, welches in den vergangenen drei Jahren mit aufwendigen Renovierungsarbeiten erst bewohnbar gemacht worden war. Der Hofbesitzer dieses prächtigen Anwesens, der von Nachbarn auf das Feuer aufmerksam gemacht worden war, hat noch vor Eintreffen der Feuerwehr seine drei Kinder, zwei Gäste sowie sich und seine Ehefrau in Sicherheit bringen können. Sie wurden vorsorglich vom leitenden Notarzt Dr. Heiko William aus Sittensen, dem Rettungsdienst aus Sittensen und Zeven auf eine womöglich vorhandene Rauchgasvergiftung untersucht, welches sich aber als negativ herausstellte.

Schwierige Löscharbeiten
Die Löscharbeiten gestalteten sich von Anfang an sehr schwierig, da das frische Reetdach sehr gut versiegelt war. Erste Atemschutztrupps, die zunächst im Inneren des Gebäudes nach weiteren vermissten Personen suchten, konnten kurze Zeit später die Löscharbeiten vom Dachboden aus fortsetzen. Nur mit massiven Wassereinsatz war es möglich, durch das Reet zu kommen, um die immer wieder auflodernden Flammen zu löschen.
Während die Löscharbeiten im Inneren liefen, bauten Einsatzkräfte vor dem Gebäude die nötige Wasserversorgung auf. Bislang versorgte man die eingesetzten Trupps nur mit dem aus Tanklöschfahrzeugen vorhandenen Wasser, welches aber schon nach kurzer Zeit aufgebraucht war. Zeitweise löschten die Einsatzkräfte mit zwei B-Strahlrohren sowie mit über 10 C-Strahlrohren. Aus sämtlichen Hydranten und Zisternen kamen Unmengen von Wasser zur Einsatzstelle. Viele Leitungen mussten über mehrere hundert Meter zur Einsatzstelle verlegt werden.
Mit den zwei Drehleitern aus Sittensen und Zeven versuchte man direkt die Flammen zu bekämpfen, da es hiermit möglich war, näher an das Dach heranzufahren. Doch ohne ein entfernen des Reetdaches, war ein unter Kontrolle bringen der Flammen unmöglich. Hier setzte man kurze Zeit später Einreißhaken ein um das eng zusammengebundene Reet auseinanderzuziehen und vom Dach zu schaffen. Weiter wurde dem Löschwasser Netzmittel beigemischt, dass das Eindringen des Wassers durch das Reet verbessern sollte.
Dorfbewohner, Freunde und Bekannte hatten mit Hilfe der Feuerwehr bereits damit begonnen, die wichtigsten Utensilien der Familie aus dem Gebäude zu bergen. Sie bildeten von der Haustür an eine Menschenkette, um private Dinge und wichtige Unterlagen in Wäschekörben und Kartons aus dem Haus zu tragen, damit diese nicht vom Feuer oder vom Wasser zerstört wurden.
Von vorerst 170 Einsatzkräften, die in der ersten Alarmierungsfolge an der Einsatzstelle eintrafen, waren permanent rund 30 Atemschutzgeräteträger im Einsatz. Ständig mussten sie von ihren Arbeiten abgelöst werden, wenn die Atemluftflaschen leer waren. Eine logistische Herausforderung begann gleich zum Anfang des Einsatzes. Es mussten nicht nur genug Atemschutzgeräte vor Ort sein, sondern auch genug ausgebildetes Fachpersonal welches dieses benutzen darf. Schnell wurde klar das die eingesetzten Kräfte nicht ausreichen würden. So entschied sich der Einsatzleiter, Gemeindebrandmeister Arnold Hoppe, die Ortswehren aus Klein Meckelsen sowie aus Hamersen nach zu alarmieren. Später folgten Einsatzkräfte der Feuerwehr aus Wohnste, welche ebenfalls Atemschutzgeräteträger für den schwierigen Löscheinsatz stellte. Weiter wurde die Schnelleinsatzgruppe aus Zeven/Sittensen des Landkreises alarmiert, welche die vor Ort stehenden aktiven Rettungsmittel des Rettungsdienstes ablösen sollte.
Der Gerätewagen-Atemschutz des Landkreises wurde in er Nähe des Einsatzortes aufgebaut, der die leeren Atemluftflaschen für andere Einsatzkräfte wieder auffüllte damit ein kontinuierlicher Einsatz möglich war. Die Feuerwehr Sittensen baute, unter Anleitung vom Atemschutzbeauftragten der Samtgemeinde Sittensen, Thomas Meyer aus Tiste, einen Sammelplatz für Atemschutzgeräte auf, indem die gebrauchten Geräte sofort wieder einsatzbereit gemacht, als auch leere und volle Flaschen gesammelt wurden.

Logistische Aufgaben auch für das Dorf
Aber nicht nur die Feuerwehr hatte eine logistische Meisterleitung zu vollbringen. Die Dorfbewohner aus Kalbe, Freunde und Bekannte der Familie versorgten freiwillig die mittlerweile auf über 200 Mann angewachsenen Einsatzkräfte mit allem Nötigem. Sie schmierten Unmengen von Broten, kochten Literweise Kaffee und brachten kühle Getränke an die Einsatzstelle. Jeder stellte etwas zur Verfügung, damit die Einsatzkräfte noch lange im Einsatz bleiben konnten. Denn auch nach mehr als dreistündigem massivsten Wassereinsatzes, war ein Ende des Einsatzes nicht abzusehen.
Erst nach Stunden konnte man über Steckleitern direkt an den Brandherd gelangen. Hier entfernte man das Reet und löschte sofort die immer wieder auflodernden Flammen. Desweiteren ging man immer wieder mit mehr als 10 C-Strahlrohren gegen die Flammen vor, die an Stellen auflodernden, wo man noch nicht angefangen hatte das Dach zu entfernen.
Erst nach mehr als vierstündigem Einsatz konnte man einen Erfolg der Löscharbeiten verzeichnen. Immer weniger Rauch stieg in den nächtlichen Himmel und die Einsatzkräfte konnten aufatmen. Eine Stunde später konnten die ersten Feuerwehren nach Hause entlassen werden. Dennoch zogen sich die Lösch- und Aufräumarbeiten über weitere Stunden hin.

Insgesamt waren mehr als 200 Einsatzkräfte mit über 26 Fahrzeugen vor Ort. Wie das Feuer entstanden sein kann, konnte vor Ort noch nicht geklärt werden. Hierzu hat die Polizei ihre umfangreichen Ermittlungen aufgenommen. Ersten Schätzungen zufolge beträgt der Sachschaden mehrere hundert Tausend Euro. Das Gebäude ist zur Zeit unbewohnbar. Die Familie kam bei Nachbarn unter.


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