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15.12.2022 03:15

Reilingen Rhein-Neckar-Kreis

Baden-Württemberg

Brand von recyclten Auto-E-Akkus

Batteriezellen-Brand in Außenzelt

Die wohlverdiente Nachtruhe fand gleich zu Beginn der Woche gegen 03:27 Uhr ihr jähes Ende. Gleich mehrfach wurde Gesamtalarm für die Feuerwehr Reilingen ausgelöst. Alarmstichwort: F3 (Industrie/Lagerhalle). Meldenden war die Polizeileistelle Mannheim. Gemeldet war ein Lagerhausbrand in der Reilinger Industriestraße/Ecke Wilhelmstraße. Alarmstichwort F3, also die höchste Alarmstufe bei Feuer, hieß gleichzeitig: Ausrücken mit allen Kräften und Fahrzeugen.

Schon bei der Anfahrt war der Feuerschein und die Rauchwolke zu sehen. Angekommen an der Einsatzstelle wurde sofort begonnen, die Wasserversorgung für die Fahrzeuge aufzubauen. Während Einsatzleiter Piperno sowie die Gruppen und Zugführer sich ein erstes Bild der Lage verschafften, rüsteten sich die für den Einsatz unter Atemschutz aus. Zusammen mit der Polizei verschafften wir uns Zugang zum Gelände. Schnell war klar, dass es sich um Batteriezellen handelte, die sich, in einem Außenzelt lagernd, entzündet hatten. 

Die betroffene Firma kümmert sich um das wichtige Demontieren und Vorbereiten gebrauchter Batterien, zum Beispiel aus Elektrofahrzeugen, um diese dann fachgerecht dem Recycling zu zuführen. Eine immer wichtiger werdende Aufgabe angesichts knapper Rohstoffe, einer wachsenden Zahl an Elektrofahrzeugen und ressourcenschonender Produktion. Ähnlich, wie wir es seit Jahren vom klassischen Schrottplatz kennen, wird das Thema Lagerung von Batterien und Elektrofahrzeugen zukünftig eine wichtige Aufgabe werden. 

Auf einer Fläche von ca. 8m auf 4m hatten sich, in einem Zelt gelagerte Batteriezellen entzündet - insgesamt ca. 6 Tonnen. Die Löscharbeiten verhinderten ein Übergreifen der Flammen auf benachbarte Gebäude. Das Zelt selbst konnte jedoch nicht gerettet werden. Nach Löschen und Kühlen der Batterien, konnte die Einsatzstelle an den Betreiber übergeben werden, der damit begann, die Batterien in Spezialbehälter zu verladen, wo sie zur Sicherheit weiter auskühlen konnten. 
 
Vor Ort waren ebenfalls Polizei und Rettungsdienst, Unterkreisführer Gerlach, der sich mit Einsatzleiter Piperno einen Überblick von der Lage verschaffte, sowie Bürgermeister Stefan Weisbord. 

Ein besonderer Dank geht an unserer Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr Hockenheim, die uns ebenfalls mit Trupps und Atemschutz unterstützten. Gegen 07:15 Uhr waren alle Fahrzeuge wieder im Gerätehaus, das Material geputzt, kontaminierte Einsatzkleidung auf dem Weg zur Reinigung und die Einsatzbereitschaft war wieder hergestellt. Für die meisten ging es dann direkt weiter zur Arbeit.
 
Was macht Einsätze mit Batterien für die Feuerwehr so gefährlich?
Eine brennende Batterie ist ähnlich schnell gelöscht, wie andere Dinge. Der große Unterschied besteht darin, dass durch die chemischen Reaktionen schnell wieder Hitze entstehen und sich die Batterie wieder entzünden kann. Daher müssen Batterien nach dem Löschen noch eine Weile im Wasserbad gelagert werden, um ein Wiederentzünden auszuschließen. 

Nach einem Unfall ist meistens die sogenannte Separator Folie im Akku, die + und - trennt, defekt und es kann zu einem Kurzschluss kommen. Die Batterie „entzündet“ sich und die Chemie darin brennt aus. Durch die Hitze, werden dann danebenliegende Batterie „entzündet“ und so setzt sich die Kette fort. Man spricht vom so genannten Thermal Runaway!

Batterien bei Verkehrsunfällen
Bei einem Verkehrsunfall besteht für uns zusätzlich noch die Gefahr großer Spannungen. Für uns sind die Batterien der Hybrid- oder E-Fahrzeuge eine weitere Erschwernis. Im Vergleich zu älteren Autos, haben neue Fahrzeuge teilweise mehr als das doppelte Gewicht. Das heißt, wir brauchen für die gleiche Arbeit wesentlich stärkeres Werkzeug. Bei allen Sicherheitsaspekten erschweren uns die verschieden Sicherheitseinrichtungen wie verstärkte Fahrgastzellen, Seitenaufprallschutz, und Airbags im Ernstfall die Menschenrettung zusätzlich. Oft gilt es für uns, uns auf dem Weg zur Einsatzstelle oder vor Ort mit dem entsprechenden Fahrzeugtyp vertraut zu machen, um sicher zu sein, wo wir schneiden können, ohne Airbags auszulösen, wo die Batterien sitzen, wie sie abklemmt werden können oder wo Stromleitungen verlaufen. Gerade bei SUVs sowie größeren Limousinen und Kombis liegt das Gewicht der Fahrzeuge nicht selten bei fast 3 Tonnen, was uns ein Sichern der Fahrzeuge, das Anheben usw. zusätzlich erschwert. Alles in allem wird das Thema für somit immer komplexer und wir sind auf immer mehr zusätzliche Ausrüstung angewiesen. So muss beispielsweise auch ein Elektroauto nach einem Brand im Wasserbad gelagert werden.
 
An dieser Stelle möchten wir noch einmal ausdrücklich erwähnen, dass es uns hier nicht darum geht, Stimmung gegen E-Autos zu machen. Wir bei der Feuerwehr spüren den Klimawandel sehr intensiv, bei all den Unwettern oder bei Großschadenslagen wie in Ahrweiler. Wir alle müssen etwas tun. Verkehrs- und Energiewende sind alternativlos und Mobilität gehört zu unserem Alltag. Es braucht eine Alternative zum Verbrenner fossiler Brennstoffe. Ob die allerdings 3 Tonnen wiegen muss, ist eine andere Frage. Uns ging es hier darum verständlich zu machen, dass diese Themen uns auch auf einer technischen Ebene beschäftigen und zum Beispiel in Bezug auf die Bestellung des neuen Fahrzeuges berücksichtigt werden müssen.

Fahrzeuge:

  • REI19/1 - Mannschaftstransportwagen (MTW)
  • REI44 - Löschgruppenfahrzeug 16/12 (LF 16/12)
  • REI46 - Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug 20/12 (HLF 20/12)
  • REI74 - Gerätewagen Logistik 2 (GWL-2)

Feuerwehr Reilingen


Zu einem Brand von recycelten E-Akkus wurde das Polizeirevier Hockenheim in der vergangenen Nacht, gegen 03.15 Uhr in Reilingen gerufen. Auf dem Betriebsgelände einer Firma in der Industriestraße kam es aus bislang unbekannter Ursache zum Brand von sechs Tonnen alter Autoakkus, welche außerhalb des Firmengebäudes gelagert waren. Durch die Feuerwehren Reilingen und Hockenheim konnte der Brand sofort eingedämmt und so ein Übergreifen auf naheliegende Gebäude verhindert werden. Der Sachschaden beläuft sich auf 7.000 EUR. Die Ermittlungen zur genauen Brandursache wurden durch das Polizeirevier Hockenheim übernommen und dauern weiter an.

Polizeipräsidium Mannheim


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